Ausstellung – i have seen reality 2020

I have seen reality

Die konkrete Wirklichkeit ist oft so kompliziert, dass man sie ohne Vereinfachung nicht in den Griff bekommen kann. Also bastelt man sich ein Modell von ihr. Im Grunde ist das Verhältnis von Wirklichkeit und einem Bild oder Modell immer das Gleiche: Letzteres ist es ein Abbild einiger Eigenschaften wirklicher oder gedachter Objekte. Dieses kann sich mehr und mehr von der Wirklichkeit entfernen, den Bezug zu ihr sogar ganz verlieren. Irgendwann können sich die Menschen über Objekte und Fragen der Wirklichkeit unterhalten, wie über Politik und soziale Themen, ganz ohne Formel, nur durch den verbalen Austausch von Abstraktion sowie der Kraft ihrer Argumente. (M. Haun, Handbuch Wissensmanagement Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2002)

FRIEDRICH BIEDERMANN “ I have seen reality“

„Fritz Biedermann war schon einmal auf Kurzbesuch in der Galerie am Polylog. Sein durch Europa tourendes Lichtprojekt „Light Path“ war 2016 auch in Wörgl zu sehen.
Nun aber also richtig in einer Ausstellung. Fritz Biedermann hat sich mit neuesten Arbeiten auf den Raum hier eingelassen, was sie hier sehen ist frisch, intelligent, und, das ist ihm auch wichtig handwerklich seriös gemacht.
„Das traditionelle Kunstwerk, sei es ein Bild, eine Skulptur oder ein architektonisches Werk, wird nicht mehr als ein isolierter Gegenstand gesehen, sondern muss im Zusammenhang mit dem sich erweiterten Umraum betrachtet werden.“ das hat Friedrich Kiesler, austro-amerikanischer Architekt und Bühnenbildner 1965 gesagt. Auch Fritz Biedermann denkt an einen polydimensionalen Lebensraum, ein organisch geformtes Kontinuum, in dem Farbe, Form und Licht, neue Erfahrungen ermöglichen.
Das ist eine romantische Idee und geht in Richtung Gesamtkunstwerk. Die beruht seit Wagner auf der Auffassung, dass die menschliche Wahrnehmung eine ganzheitliche ist, dh. alle unsere Wahrnehmungsorgane zusammen wirken, aber auch, dass die Raumumgebung für unsere Erfahrung der Wirklichkeit prägend ist.
Friedrich Biedermann ist ein Künstler mit einem breiten Wahrnehmungshorizont. Das macht seine Kunst so komplex und das nicht nur durch die Vielfalt seiner Medien wie Skulptur/Objekt, Malerei, Design, vor allem aber Raum und Licht.
Die konkrete Wirklichkeit ist oft so kompliziert, dass man sie ohne Vereinfachung nicht in den Griff bekommen kann. In frühen Zeiten half die Mythologie die Wirklichkeit zu verstehen. Heute sind es Modelle die uns darin helfen.
Biedermann sprich von seiner Arbeit als einer objektorientierten Ontologie. Es ist die Wirklichkeit, die Existenz des Objekts die sich der Künstler Friedrich Biedermann zu Eigen macht. Das Licht spielt darin als Material eine zentrale Rolle. Licht wird in seinen Arbeiten zum Beziehungsformer und Kommunikator. Es tritt als dynamisches Geflecht innerhalb rigider geometrischer Systeme in Escheinung. Das Licht beschreibt buchstäblich skizzenhaft den Charakter der Objekte und übernimmt gleichzeitiger die Rolle des sensitiven Vermittlers.
Was wir hier sehen sind Bild- und Farbkompositionen, die sich die Eigenschaften der Reflexion, der Interaktion, der Farbe und dem Körper des Lichts aneignen. Denn auch im Umgang mit dem Licht ist die visuelle Wahrnehmung ein Sehen mit Erfahrungsabgleich. Wir orientieren uns an Lichterfahrungen.
Smartphones und Tablets prägen unser Weltbild im, Biedermann vergleicht dies mit mittelalterlichen Kirchenfenstern, die als Filter das Licht, im Raum bestimmten. Licht ist auch hier ein Filter in einem Gesamtkunstwerk nach Wagner und New Wave.
Innerhalb der Lichtkunst gibt es natürlich kunsthistorische Referenzen. Es sind hier vor allem die frühen Lichtobjekte der Düsseldorfer Zero Gruppe, Heinz Mack und Otto Piene die in den 1950er Jahren mit Licht als Material experimentiert hatten. Brigitte Kowanz hat sicherlich in ihrem Ansatz einer transmedialen Kunst wichtige Anregungen gegeben. Friedrich Biedermann geht aber nun weiter. Wissenschaftlich unterstüttz von Andrea Graser macht er sich die neue LED Technik zu Nutze.

Friedrich Biedermann hat mit „I have seen Reality“ einen Erfahrungsraum geschaffen, den er bewusst mit Licht manipuliert.
Der Raum wird zur Leinwand, der Betrachter zum Pinsel.

Licht verbindet, manipuliert und ist sinnlich. Es ist das Gleichsetzen zwischen Empfindung und Interpretation, zwischen Narration und Objekt. In der Ausstellung werden Überlegungen des Künstlers zu realen Fragmenten in seinen Bild- und Objektkompositionen sichtbar. Es sind Fragmente, die durch das Licht eine manipulative Veränderung erfahren und als neue Objekte in Erscheinung treten. Es ist die Information oder die Interpretation von Gesehenem, die uns den Sinn erkennen lassen. Die künstlerische Identität, die wie eine visuelle Sprache mit dem Betrachter interagiert, setzt sich über die Objekte hinaus in den Raum fort. Es wird der Raum selber zum Kunstwerk. Der Raum wird zur Leinwand und der/ die Betrachter_in zum Pinsel.
Die Ausstellung „I have seen Reality“ ist als transmedialer Wahrnehmungsapparat zu verstehen, die Objekte Angebote zu neue Mythologien.“ Günther Moschig

FRIEDRICH BIEDERMANN „I have seen reality“

„Fritz Biedermann has been to the Gallery at polylog on a short visit. His light project „Light Path“, which is touring Europe, was also on view in Wörgl in 2016.
But now right in an exhibition. Fritz Biedermann has immersed himself in the space here with his latest works, what they see here is fresh, intelligent, and, for him, this is also important to him made serious craftsmanship.
„The traditional work of art, be it a painting, a sculpture or an architectural work, is no longer seen as an isolated object, but must be considered in the context of the expanded space.“ friedrich Kiesler, an Austro-American architect and set designer, said in 1965. Fritz Biedermann also thinks of a polydimensional habitat, an organically shaped continuum in which colour, form and light enable new experiences.
This is a romantic idea and goes in the direction of the complete work of art. Since Wagner, this has been based on the view that human perception is a holistic one, i.e. that all our perceptual organs work together, but also that the spatial environment is shaping our experience of reality.
Friedrich Biedermann is an artist with a broad horizon of perception. This makes his art so complex, and not only because of the diversity of its media such as sculpture/object, painting, design, but above all space and light.
The concrete reality is often so complicated that it cannot be managed without simplification. In early times, mythology helped to understand reality. Today, it is models that help us in this.
Biedermann speaks of his work as an object-oriented ontology. It is the reality, the existence of the object, which the artist Friedrich Biedermann adopts. Light plays a central role as a material. In his works, light becomes a former of relationship and communicator. It appears as a dynamic network within rigid geometric systems. The light literally sketchydescribes the character of the objects and at the same time takes on the role of sensitive mediator.
What we see here are image and color compositions that acquire the properties of reflection, interaction, color, and the body of light. After all, visual perception is also a visual perception with experience comparison when dealing with light. We orientate ourselves on light experiences.
Smartphones and tablets shape our world view in the , Biedermann compares this with medieval church windows, which as filters determined the light, in space. Light is also a filter in a complete work of art according to Wagner and New Wave.
Within the art of light, there are, of course, art historical references. It is mainly the early light objects of the Düsseldorf Zero Group, Heinz Mack and Otto Piene, who had experimented with light as a material in the 1950s. Brigitte Kowanz has certainly given important suggestions in her approach to transmedial art. But Friedrich Biedermann is now moving on. Scientifically supported by Andrea Graser, he makes use of the new LED technology.

With „I have seen Reality“, Friedrich Biedermann has created a space of experience that he consciously manipulates with light.
The space becomes a canvas, the viewer a brush.

Light connects, manipulates and is sensual. It is the equating between sensation and interpretation, between narration and object. In the exhibition, the artist’s reflections on real fragments are visible in his compositions of images and objects. They are fragments that experience a manipulative change through the light and appear as new objects. It is the information or interpretation of what we have seen that makes us see the meaning. The artistic identity, which interacts with the viewer like a visual language, continues beyond the objects into space. The space itself becomes a work of art. The space becomes a canvas and the Betrachter_in becomes a brush.
The exhibition „I have seen Reality“ is to be understood as a transmedial apparatus of perception, the objects offering new mythologies.“ Günther Moschig