hypnos 2010 exhibition

Hypnos 05

Die Installation Hypnos 05 besteht aus einer räumlichen Anordnung von Spieluhren. Lochstreifen, die mittels kleiner Motoren durch sie hindurchgezogen werden, bespielen sie – erzeugen Klang.

Der Ausgangspunkt für die Programmierung dieser Lochstreifen ist eine direkte Übersetzung des Bildes “der große Turmbau” (1563) von Pieter Breughel dem Älteren.Im Jahr 1725 entwickelte der französischen Erfinder Basile Bouchon die Technologie der Lochstreifen. Er „programmierte“ mittels Lochkarten Muster auf Webstühlen. Ohne sie physisch umbauen zu müssen, variiert das Resultat. Dies ist auch ein wesentliches Moment des Computers. Biedermann dreht das Repräsentationsverhältnis der ersten Lochkarten allerdings auf den Kopf. Das Bild ist die Ausgangsbasis für die klangvollen Töne.

Dabei geht es ihm, wie der Titel Hypnos (der griechische Gott des Schlafes) evoziert, auch darum, den Prozess des Speicherns und Erinnerns in den Vordergrund zu rücken. Wie die neuere Schlafforschung zeigt, sind Konsolidierungsprozesse des Gedächtnisses wesentlich mit Phasen des Tiefschlafes verbunden. Der titelgebende Schlaf wird hier also mit dem Prozess des Speicherns und Erinnerns in Verbindung gebracht.

Die biblisch-mythische Erzählung des Turmbaus zu Babel stellt ein frühes zivilisationskritisches Moment dar. Ähnlich vermessen wie die Durchdringung aller Lebensbereiche mit informationsverarbeitenden digitalen Rechenmaschinen der Gegenwart. Gerade zu paradox erscheint hier die unglaubliche Explosion von Information auf der Basis binärer Vereinfachung und Vereinheitlichung.

In diesem Sinne zielt Friedrich Biedermann’s Installation Hypnos 05 sehr präzise auf ein zentrales Problem gegenwärtiger informationeller Kultur.

Auszug: Text Axel Stockburger

Speziell für das Kunsthistorische Museum konzipiert und kuratiert die Künstlerin Brigitte Kowanz eine Ausstellung mit ortsspezifischen Interventionen. Die Arbeiten thematisieren die Schnittstellen zwischen (alter und neuer) Kunst, Architektur und Medien. Raum wird als experimenteller Ort der Kommunikation und Interaktion untersucht. Die teilnehmenden KünstlerInnen sind AbsolventInnen der Universität für angewandte Kunst Wien. Sie alle haben bei Brigitte Kowanz studiert und sind mittlerweile selbst sehr erfolgreich: Friedrich Biedermann, Max Frey, Nikolaus Gansterer, Constantin Luser, Julie Monaco, Lllevine und das Künstlerduo kozek hörlonski.


“Hypnos”

The Hypnos 05 installation consists of a spatial arrangement of musical boxes. Punched tapes which are pulled through these boxes by small engines produce a sound.

The starting point for the programming of these punched tapes is a literal translation of Pieter Bruegel the Elder’s “The Tower of Babel” (1563). In 1725, the French inventor Basile Bouchon developed the technology of punched tapes. He used punched tapes to “programme” patterns for looms. Without having to physically convert the looms, he achieved myriad results. This is also an essential aspect of computers. However, Biederman turns the representational relationship upside down. The image is the basis for the melodious sounds.

Biederman also puts the process of storing and remembering information at centre stage, as the title Hypnos (the Greek god of sleep) evokes. State-of-the-art sleep research has shown that our memory’s consolidation processes are essentially connected to stages of deep sleep. Sleep, as the eponymous concept, is hence linked to the process of storing and remembering.

The biblical mythical tale of the Tower of Babel is an early criticism of civilisation – similarly impudent as the current permeation of all areas of life by digital computing machines processing information. The incredible explosion of information based on binary simplification and standardisation appears downright paradoxical.

In the face of this, Friedrich Biedermann’s Hypnos 05 installation points precisely at a central problem of our contemporary information culture.

Extract from a text by Axel Stockburger